
In den Kindergärten Hofmatt b und c sieht der Kindergartenalltag seit den Osterferien ein bisschen anders aus. Zusammen haben wir unsere Spielsachen eingepackt und in die Ferien geschickt.
Am ersten Morgen kommen wir nun in den leeren Kindergarten – nur die Tische und Stühle und leere Gestelle sind noch im Raum. Für die Kinder gilt es nun, ihr Spielzeug selbst zu erfinden.
Schon am ersten Morgen entstehen Piratenschiffe in allerlei Grössen, aus mitgebrachten Kartonschachteln oder Eierkartons. Nach ein paar Tagen wird der Ball erfunden, mit dem die Kinder nun in der selbst gewählten Pause im Garten Fussball spielen. Zurückhaltende Kinder, welche zu Beginn noch viel am Beobachten waren, finden immer mehr den Zugang zu andern Kindern und werden aktiv.
Es nehmen immer mehr Ideen Gestalt an – aus Kartonschachteln entstehen Masken, aus Röhren Schwerter, Rollschubladen werden aneinandergehängt und die Kinder werden Passagiere im selbst erfundenen Zug.
Die Kindergärtnerinnen stehen im Hintergrund und mischen sich nur selten ein, meist bleiben sie in der Beobachtungsposition oder geben den Kindern gewünschtes Material hervor.
Zu Beginn des Projektes stimmen die Kinder über die Regeln ab, welche sie beibehalten wollen. Regeln, welche nicht von der Mehrheit für wichtig empfunden wurden, verschwanden vorläufig in der Schublade. Doch bald merkte die Gruppe, dass es nicht ganz ohne Regeln geht. Aus der Situation heraus haben sie dann selber Regeln ausgedacht, illustriert und sich eine Konsequenz vorgenommen, falls jemand sich nicht daran hielt.
Rückschauend kann gesagt werden, dass jedes Kind die Zeit des Spielzeugfreien Kindergartens auf seine Art in seinem Tempo nutzen konnte und sich so individuell weiterentwickelt hat.
Suchtprävention beginnt im Vorschulalter
Die Aktivitäten in den Kindergärten Hofmatt b und c finden im Rahmen des Projektes „Weniger ist mehr“ der Fachstelle für Suchtprävention DFI Luzern statt. Seit zwanzig Jahren finden in der Schweiz und ihren Nachbarländern ähnliche Projekte statt. Deren wissenschaftliche Auswertung zeigt, dass Kinder, die im Kindergarten für 2-3 Monate auf ihr gewohnte Spielzeug verzichten und ihre Spielaktivitäten selbst bestimmen, grosse Fortschritte erzielen.
Sie sprechen mehr und besser, entwickeln mehr eigenen Ideen, zeigen mehr Ausdauer, werden gewandter im Umgang mit Konflikten, stärken ihre Beziehungsfähigkeit und entwickeln mehr Selbstvertrauen. Starke Kinder werden gesunde Erwachsene, die sich nicht in eine Sucht flüchten müssen.